Am südlichen Rand der Dortmunder Stadtmitte hat sich im Laufe der letzten 45 Jahre etwas Erstaunliches getan, ein kleiner Stadtteil im Stadtteil ist dort gewachsen. Zustande kam er, weil eine Reihe von Menschen hier gemeinsam ihre Ideen und Vorhaben realisieren wollten. Ihre konkreten Ziele waren unterschiedlich, die Basis aber für alle gleich: im Vordergrund stand der Wunsch, auf anthroposophischer Grundlage Menschen das Zusammenleben aller Altersstufen zu ermöglichen.
Seitdem konnten auf dem Gelände im Dortmunder Stadtteil Brünninghausen immer neue Gebäude mit Leben gefüllt werden, um dort pädagogische und soziale Aufgaben in den Mittelpunkt zu stellen. Von der Kindergartenarbeit über Schulen, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten bis zur Aufnahme und Pflege alter Menschen reicht die Bandbreite des PSZD.
Die Anfänge des Ganzen liegen weit über ein halbes Jahrhundert zurück. Der Kinderhort der Christengemeinschaft begann 1952 in Dortmund mit seiner Arbeit, seinerzeit noch in der Wohnung des damaligen Pfarrers Brock. Drei Jahre danach zog die erste Kindergartengruppe in den Raum der Christengemeinschaft in die Hainallee, und weitere Umzüge folgten. Anfang der sechziger Jahre entstand auch eine erste Initiative zur Gründung einer Waldorfschule. Es mangelte jedoch an geeignetem Raum in Dortmund, und so musste man zunächst ausweichen in die Rudolf Steiner Schule nach Bochum-Langendreer.
Erst 1970 kam es dann zur Gründung des Rudolf-Steiner-Schulvereins Dortmund, der mit den Klassen 1 und 2 im Dortmunder Stadtteil Barop Pavillons bezog und sich später dort räumlich vergrößerte. Auch der Beginn der Arbeit des Christopherus-Hauses fällt in diese Zeit. Es kümmert sich bis heute um seelenpflegebedürftige Kinder und hatte 1970 bereits vier Klassen in einer Tagesbildungsstätte eingerichtet. Zwei Jahre später erfolgte dann die Umwandlung in eine Sonderschule. Außerdem konnten die Christopherus-Aktiven ein nicht länger genutztes Gelände der ehemaligen Dortmunder Zeche „Gottessegen“ anpachten, wo bis heute die anerkannte Werkstatt für Behinderte angesiedelt ist.
1971 begann man, die Arbeitsbereiche zu erweitern. Der Paritätische Altenheim Verein (PAV e.V.) wurde gegründet, und 1971 wurde auch zum Gründungsjahr des gemeinnützigen Vereins „Pädagogisch Soziales Zentrum Dortmund“ (PSZD e.V.).
Pädagogische und soziale Aufgaben gab es schließlich genug in Dortmund. Nach den 68er- Ereignissen, die viele tradierte Weltanschauungen ins Rutschen gebracht hatten, suchten Menschen, die sich aus der anthroposophischen Arbeit kannten, eine neue Form des Zusammenlebens. Bei diesem Vorhaben ausschlaggebend war der Wille, inmitten eines von der Schwerindustrie geprägten Umfelds eine „Kultur des Zusammenlebens“ zu entwickeln. „Warum nicht möglichst viele Bereiche in guter Nachbarschaft und alle Altersstufen auf einem Gelände zusammenkommen lassen?“ lautete die Frage, und die Antwort ergab sich aus der Gelegenheit, ein größeres Gelände im Stadtteil Brünninghausen von der Stadt Dortmund zu günstigen Konditionen zu pachten.
Die damaligen PSZD-Gründer – der Dortmunder Arzt Dr. Klaus Dumke, Dr. Gustav Brunk, Arzt und Stadtrat in Herdecke, die beiden „Pioniere“ Wilhelm Verlohr und Willi Kux sowie Dr. Ingrid Küstermann, die zusammen mit ihrem Mann in Dortmund bereits das Christopherus-Haus gegründet hatte – waren ihrem Ziel damit ein gutes Stück näher gekommen.
Die Schülerinnen und Schüler der Rudolf-Steiner-Schule waren die Ersten, die auf das neue Gelände an die Mergelteichstraße ziehen konnten, zunächst waren sie aber noch in einem „Pavillondorf“ untergebracht. 1975 konnte dann mit dem Bau des Unterstufengebäudes (Ostbau) begonnen werden. Dies war gleichzeitig der Anlass für die feierliche Grundsteinlegung des PSZD.
Zwei Jahre später wurde auch mit den Nordbauten I und II begonnen, dem heutigen Seniorenwohn- und Pflegeheim im Hermann-Keiner-Haus, das im Spätherbst 1977 seine Arbeit aufnahm. Es entstanden zudem Senioren-Wohnungen und u.a. ein Sozialzentrum mit Räumen für Arztpraxen, Therapeutika und Begegnungsstätten. Ein Kindergarten wurde in Brünninghausen errichtet und es folgte noch ein geräumiger Werkstattpavillon für die Rudolf-Steiner-Schule.
1982 stand erneut ein Bauvorhaben an. Im sogenannten Haus A entstanden frei finanzierte Seniorenwohnungen, die auch heute noch vom PSZD vermietet werden. Für die Waldorf-Schülerinnen und Schüler reichte der Ostbau der Schule inzwischen nicht mehr aus, und man begann mit dem Bau eines Oberstufengebäudes (Westbau), dessen erster Bauabschnitt in Jahresfrist fertig werden sollte, allerdings noch ohne Festsaal. Dieser wurde erst ein Jahr später eingeweiht, war für das gesamte PSZD konzipiert und dient der Gemeinschaft bis heute auch als öffentlichen Veranstaltungsort.
Mit dem Bau einer Turnhalle wurde der Schulneubau 1987 abgeschlossen. Platz gab es nun eigentlich genug für die jungen Menschen, und doch wurde es 1984 zwischenzeitlich noch einmal eng für Schülerschaft und Kollegium der Rudolf-Steiner-Schule. Es hatte sich nämlich im Jahr zuvor ein Förderverein zur Gründung der Georgschule, einer Förderschule, gebildet. Für deren erste Klasse brauchte man einen Raum, und da im PSZD das nachbarschaftliche Helfen schon immer groß geschrieben wurde, sprang die Rudolf-Steiner-Schule ein. Die Arbeit der Georgschule wurde dann später in einem Pavillon fortgesetzt, der jedoch 1989 einer Brandstiftung zum Opfer fiel.
Damit standen Kollegium und Schülerschaft der Georgschule auf der Straße. Während die anderen Schulvorstände in Dortmund herumfuhren und die aufgrund spontaner Hilfsbereitschaft angebotenen Ersatzgebäude besichtigten, berechnete einer der PSZD-Vorstände Raumbedarf und Kapazitäten. Jeder Raum in den vorhandenen Schulgebäuden wurde von Friedrich Genz „durchleuchtet“. Die Solidargemeinschaft des PSZD bewährte sich – immer wieder wurden neue Unterrichtsräume zur Verfügung gestellt, im Erzieher-Seminar, im Sozialzentrum – sogar Räume des Seniorenheims konnten zeitweise genutzt werden.
Aber eines wurde auch klar: Es musste nochmals gebaut werden, denn die Georgschule wuchs von Jahr zu Jahr. 1993 übernahm das PSZD dann die Bauherrenschaft für die neue Georgschule. Zunächst wurde ein (ohnehin bereits geplantes) Werkhaus errichtet, in welchem die kleine Waldorf-Förderschule vorübergehend untergebracht wurde. Im Jahr 2001 aber konnten die Räume im neuen Georgschulhaus dann endlich eingeweiht werden!
Das Bewährte fortführen ohne das Zukünftige zu unterlassen
Die Liste der Gründungen und Bautätigkeiten ist jedoch damit immer noch nicht vollständig. Ende der achtziger Jahre konnte auch die Hausmeisterfamilie in ein eigens errichtetes Gebäude einziehen, und 1991 war das Rudolf Steiner-Erzieher-Seminar fertig, in welchem anerkannte Fortbildungen für Erzieher und Sozialassistenten angeboten werden.
Im Folgejahr konnte der Dortmunder Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft in ein eigenes Gebäude auf dem Gelände ziehen. Durch Spenden entstand das „Thomas-Haus“– und obwohl es nicht Mitglied im Dachverein ist, sind seine Aktivitäten im Kanon der befreundeten Einrichtungen nicht mehr wegzudenken.
1993 wurde vom Christopherus-Haus ein integrativer Kindergarten erbaut. Auch ein zentraler Schulspeisesaal, ein gemeinsamer Hort der Schulen („Schatzinsel“) sowie ein Naturkost- und Buchladen mit vegetarischem Vollwertrestaurant und Café findet man am Mergelteich. Sowohl ein Therapeutikum als auch ein Altenpflegeseminar wurden gegründet und nahmen ihre Arbeit auf. Zudem fanden anthroposophisch orientierte Arztpraxen sowie eine Massage- und Bäderpraxis dort eine Bleibe. Für die Bewohner der Seniorenwohnungen und des Pflegeheims wurde die Möglichkeit geschaffen, im gleichen Haus Friseur-, Bäder- und Massagedienste sowie eine Fußpflege in Anspruch zu nehmen.
Man darf hoffen, dass sich in Zukunft an der Mergelteichstraße der anthroposophische Impuls dieses besonderen Zusammenlebens weiter verwirklicht!